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Musik

Die Kultur braucht ein Sprachrohr

Datum24. November 2023
VerfasserIGKZU
AdresseZurzibiet
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Beschreibung

Felice Vögele organisiert den 10. «Ohrgelzauber» in Kaiserstuhl. Das ist aber nur eines seiner vielen Projekte.

Text & Bild: Susanne Holthuizen

«Am Samstag feiern wir schon zehn Jahre ‹Ohrgelzauber› in Kaiserstuhl – unglaublich», strahlt Felice Vögele, der Stiftungspräsident der St.-Katharina-Kirche. Eigentlich hätte der Anlass schon am Freitag, am St. Katharinentag, über die Bühne gehen sollen. Aber der Jugendchor aus Chur konnte nicht früher anreisen.

Der Namenstag ist seit 2014 Programm, als der Stiftungsrat beschloss, zur Aufbesserung seiner Kirchenfinanzen alljährlich ein Orgelkonzert zu lancieren. «Wir haben hier eine wunderbare Orgel», klärt Felice Vögele auf, «darum wurde die Idee geboren, eine Konzertreihe zu starten».

Der «Ohrgelzauber» in Kaiserstuhl – bewusst mit h geschrieben als Anspielung auf Ohr – ist nur eines von vielen kulturellen Projekten, deren Zügel der neugierige Zeitgenosse Vögele in den Händen hält. Bis zu seinem 67. Geburtstag war der wirblige Mann im Zurzibiet gemeinhin als Gemeindeschreiber bekannt. Sein vorauseilendes Prädikat, die Sache beim Namen zu nennen, hilft ihm noch heute, den Boden für seine vielen Kulturprojekte zu ebnen – Ressourcen sind der Dünger, der Ideen auf Papier erst richtig zum Gedeihen bringt.

Vögele: «Ich liebe Menschen»

«Ich bin über die Vereine zur Kultur gekommen», führt der passionierte Kulturmanager aus. «Die Mittelbeschaffung ist überall das zentrale Thema.» Bald einmal entdeckte der heute 73-Jährige, dass seine Kenntnisse nicht ausreichten, sich und andere darin weiterzubringen. Mit 57 Jahren beschloss er deshalb, berufsbegleitend noch eine Ausbildung in Kulturmanagement im Lenzburger Stapferhaus anzugehen. «Das war eine in allen Belangen gelungene Investition», wie er rückblickend meint.

«Ich liebe Menschen, und wenn man Menschen liebt, muss man mit ihnen etwas machen », ist Felice Vögeles Credo, und er macht gleich selber vor, wie das geht: Er engagiert sich nebst dem «Ohrgelzauber» am «Festival der Stille» in Kaiserstuhl. Im Kulturverein «Philosoph» in Dielsdorf ist er in der Organisation tätig, ebenso in der «Kultur Züri Unterland».

Daneben amtet er als Präsident der Maia Stiftung in Wislikofen, die sich dafür einsetzt, dass erwachsene Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung einen lebenslangen Wohn- und Beschäftigungsort haben. Zudem ist Felice Vögele als Projektverantwortlicher von Jakobsweg plus im Einsatz, einem rollstuhltauglichen Pilgerweg in der Schweiz – dem europaweit ersten seiner Art für Menschen mit Gehbeeinträchtigung.

Und als ob die Liste nicht schon lang genug wäre, fügt der nimmermüde Kulturschaffende schmunzelnd hinzu: «Seit diesem Herbst helfe ich beim Aufbau eines Schweizer Kulturfernsehens mit.» Auf die Frage, was ihn dabei umtreibt, meint der Angesprochene, «die Kultur braucht dringend ein Sprachrohr. Es wird immer zuerst bei der Kultur gespart – dabei ist die Kultur der Kitt, der uns Menschen zusammenhält».

Er konnte den Bündner Jugendchor engagieren

Felice Vögele ist eine bunte Erscheinung – einer, der mit sich im Lot ist und sich nicht scheut, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Zur inneren Ruhe findet der Getriebene seit fast 40 Jahren mit Yoga, Bergwandern oder wenn er bei Skitouren die Pisten runterflitzt. Mit seiner Frau Margrit ist er viel unterwegs. Zusammen tanzen sie allwöchentlich Salsa und natürlich, wer hätte es anders gedacht, sind sie fleissige Kulturgänger – vor allem Tanz und klassische Konzerte haben es ihnen angetan.

Letztere verbinden die beiden besonders. Margrit kennt als Organistin die Tastatur der Orgel in der St.-Katharina-Kirche bestens. Am Jubiläumsanlass wird sie aber zu den Zuhörenden gehören; jedes zweite Jahr pausiert Margrit Vögele und überlässt einem Chor das Bühnenlicht.

Dieses Jahr ist es der Bündner Jugendchor, der Felice Vögele bei einem Ausflug nach Bad Ragaz geradezu verzaubert hat. Wer sich am Samstagabend, 19 Uhr, in der schmucken Barockkirche von Kaiserstuhl genauso ein Ohr voll gönnen möchte, der kann sich noch vor Ort ein Ticket sichern.